Presseaussendung vom 12.10.2020

Kein „Höllenschlund des Zerberus“ im Linzer Bahnhofsviertel!

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Linz, 12.10.2020

MEDIENINFORMATION

 

 

A26-Bahnhofsautobahn/Linz/Verkehrswende

Kein „Höllenschlund des Zerberus“ im Linzer Bahnhofsviertel!

 

 

BürgerInnenversammlung fordert „Verkehrswende statt Verkehrshölle! Stopp der A26-Bahnhofsautobahn!“

 

Am Freitag, 9.10.2020 fand auf Einladung der „Initiative Verkehrswende jetzt!“ eine Kundgebung im Linzer Bahnhofsviertel statt. Motto: „Verkehrswende statt Verkehrshölle! Stopp der A26-Bahnhofsautobahn!“ Die Bahnhofsautobahn ist der zweite, mit Abstand teuerste, klima- und gesundheitsschädlichste Abschnitt der Westring-Autobahn. Geplanter Baubeginn: 2024. Die Versammlung vor dem Wissensturm hatte den Charakter einer BürgerInnenversammlung, denn angesprochen und öffentlich diskutiert wurden sehr stark die Probleme, die für die BewohnerInnen des Bahnhofsviertels durch diese „Bahnhofsautobahn“ entstehen würden. Einige Auszüge aus den Redebeiträgen:

 

Die geplante „Autobahnspinne“ beim Bahnhof hat monströse Ausmaße: Bis zu drei Straßen sollen über- bzw. untereinander gebaut werden, vier große Tunnelportale werden – wie ein „Höllenschlund des Zerberus“ (so ein Anwohner) - Unmengen an Autos und Schadstoffen ins Bahnhofsviertel ausspeien. Selbst ASFINAG-Prognosen gehen davon aus, dass diese Autobahn 30.000 Autofahrten zusätzlich pro Tag mitten in Linzer Stadtzentrum im Bahnhofsviertel leiten wird.

 

Entlang der Kärtnerstraße wird der MIV (Motorisierte Individualverkehr) um zumindest 86% zunehmen – und folglich auch der Mief! Von der ASFINAG bestellte Umweltmediziner halten das Wohnen entlang der Kärtnerstraße aufgrund der drohenden Gesundheitsbelastung für nicht vertretbar. Mittlerweile wohnen und arbeiten aber Tausende Menschen im Bahnhofsviertel. Weitere Tausende werden mit dem geplanten Postcity-Projekt hinzukommen, die genau dort wohnen und arbeiten, wo die giftigen Abgase der Bahnhofsautobahn - rund 600 Kubikmeter Abgase pro Stunde – ungefiltert ins Freie gelangen. Umweltverschmutzung dürften auch ein Grund sein, warum die „Corona-Zahlen“ in Großstädten i.d.R. höher sind als am Land.

 

Ein Redner erläuterte die „Taubentheorie“ von Prof. Monheim: Wenn man Tauben füttert, fliegen Tauben zu. Ähnlich ist es auch beim Verkehr: Wo der MIV „gefüttert“ wird, also Straßen und Parkplätze gebaut werden, fließt Autoverkehr zu. Aber auch umgekehrt gilt: Wo Öffis, Radfahren und Fußgehen attraktiviert werden, steigt die Zahl der Öffi-Fahrgäste, RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Sogar die ASFINAG beginnt mittlerweile zu verstehen, dass mehr Straßen mehr Verkehr und neuen Stau bedeuten. Aus dem ASFINAG-Blog vom 26.5.2020: „Der Ausbau des Streckennetzes lindert das Stauproblem aber nicht nachhaltig. Die Erfahrung zeigt: Je breiter die Straßen, desto größer wird das Verkehrsaufkommen. Das bedeutet, dass neue Staus nur eine Frage der Zeit sind.“ Auch beim Westring ist klar: Der Stau wird nicht beseitigt, sondern nur mitten ins Stadtzentrum verlagert.

 

KlimaaktivistInnen wiesen darauf hin, dass der Bau dieser Autobahn völlig unvereinbar ist, mit dem Anspruch von Linz, „Klimahauptstadt“ werden zu wollen. Denn der Autoverkehr zählt mittlerweile zu den Hauptverursachern klimaschädlicher Treibhausgase. Dazu kommt: Die Bahnhofsautobahn ist eingebettet in weitere Megastraßenprojekte: den autobahnähnlichen Ausbau der B139 im Süden und die geplante Autobahn im Osten der Stadt. Genau in jenem Jahrzehnt, das als entscheidend gilt, ob ein Klimakollaps noch abgewehrt werden kann, sollen in und um Linz Autobahnen auf Teufel komm raus errichtet werden. Eine Klimaaktivistin: „Es muss sich etwas ändern. Nicht in ‚der Zukunft von morgen‘ oder sonst einer schönen Phrase. Heute. Jetzt sofort!“

 

Diese Autobahn verschlingt Unmengen an Geld, das für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der sanften Mobilität fehlt. Am Anfang sollte der Westring – damals noch Nord- und Südteil! – 225 Millionen Euro kosten. Heute betragen die Kosten allein für den Südteil zwischen Donau und Bahnhof/Westbrücke – 743 Millionen. In der Endabrechnung werden die Gesamtkosten wohl über einer Milliarde Euro liegen. Das entspricht dem 3.000-Fachen des Linzer Radfahrbudget. Damit könnten 50.000 Bushaltestellen finanziert werden – wies ein Gemeinderat aus einer Umlandgemeinde hin: "Die Gemeinden sollten PendlerInnen zum Umsteigen bewegen und kämpfen dabei um Geld, das bei den Megaprojekten verschleudert wird." Mit diesem Geld könnten – über den Errichtungszeitraum der Autobahn – die jährlichen Investitionen in den Öffentlichen Verkehr in Linz von 30 Millionen auf 130 Millionen mehr als vervierfacht werden. Genau das würde eine Stadt dringend brauchen, die „Klimahauptstadt“ werden will.

 

Die Politik versucht den Leuten einzureden, dass mit dem Bau der 4. Donaubrücke, der Westring bereits Faktum sei. Das ist falsch. Dem Bau dieser Brücke muss keineswegs notwendig die Autobahn durch den Freinberg ins Bahnhofsviertel folgen. Wir haben noch bis 2024, dem geplanten Baubeginn der Bahnhofsautobahn, Zeit, Öffentlichkeit und Politik davon zu überzeugen, das Geld nicht im Berg zu begraben, sondern für eine klima-, umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende zu investieren.

 

Die Stimmung bei der Kundgebung war daher klar: Der Widerstand gegen die Bahnhofsautobahn geht weiter! Schon am kommenden Mittwoch, 14.10.2020 lädt die „Initiative Verkehrswende jetzt!“ zu einem Treffen im Gasthaus Tramway ein (Stockhofstraße 27, 4020 Linz). Motto der Besprechung: „Wie können wir die A26-Bahnhofsautobahn verhindern?“. Alle Interessierte sind dazu herzlich eingeladen.

 

Für weitere Informationen:

Gerald Oberansmayr, Tel. 0664 1540742

 

Beiliegend:

Foto von der Aktion am 9.10. vor dem Wissensturm in Linz, Logo der Initiative Verkehrswende jetzt!

 

 

 

Die INITIATIVE VERKEHRSWENDE JETZT! ist ein Netzwerk von über 20 Bürgerinitiativen und Vereinen,

die sich für eine umwelt- und menschenfreundliche Verkehrswende in OÖ einsetzen.

http://www.verkehrswende-jetzt.at/

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Foto_Stopp A26-Bahnhofsautobahn_9.10._Li
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