MEDIENINFORMATION
Linz, am 9.5.2025
Offener Brief
Sparzwang für Bund: Milliardeneinsparung durch Stopp der A26
Sehr geehrter Herr Minister Hanke!
Es freut uns, wenn von oberster Seite endlich darüber nachgedacht wird, wo in Österreich auch bei Verkehrsprojekten massiv Geld gespart werden kann.
Seit den ersten Ideen, im Westen der Linzer Innenstadt mit massivem Aufwand eine neue Straße zu errichten und v.a. seit der Übergabe dieses Projekts an die ASFINAG, verweisen wir darauf, dass das ein völlig überzogenes Projekt ist. Richtigerweise hat Ihre Parteikollegin und Vorgängerin schon im Jahr 2010 treffend festgestellt:
„Linz braucht keine XXL-Autobahn!“ - Doris Bures
Trotz der Herausnahme des Nordteiles ist die A26 nach wie vor eine XXL-Autobahn und für ihren geplanten Zweck um das Mehrfache zu teuer.
An einer Stelle ohne überregionale Bedeutung zur Aufnahme eines ganz lokalen Verkehrs sollen in den nächsten 10 Jahren jetzt noch einmal 1 Milliarde Euro investiert werden, und das für einen Verkehr in der Größenordnung eines Tausendstels des österreichischen Autoverkehrs. Allein das zeigt, wie unverhältnismäßig diese Autobahn ist. Dafür kann der Bund nicht zuständig sein.
In einem Gespräch mit Ihrem Parteikollegen Dietmar Prammer in Linz wird er von seinem Ziel berichten, den Autoverkehr in Linz bis 2040 im Modalsplit um rd. 20 % (von 42 auf 23 %) reduzieren. Absolut bedeutet das ein Minus von rd. 50 % bzw. ein Minus von mehr als 110.000 Autofahrten pro Tag. Bei Errichtung der A26 blüht Linz laut den Zahlen der ASFINAG ein Plus von 30.000 Kfz pro Tag. Zwischen den Zielen des Linzer Bürgermeisters und dem tausendfach angekündigten Verkehrseffekt der A26 klafft also eine extreme Lücke von mehr als 140.000 täglichen Autowegen. Also bitte nicht 30.000 Wege in die völlig falsche, sondern 110.000 in die richtige Richtung.
Wenn man die A26 errichtet, dann wird nicht nur eine Steuergeldvernichtung ersten Ranges vollzogen, sondern auch ein massives Klimaverbrechen begangen, indem die Treibhaugasemissionen des Verkehrs massiv vergrößert (Größenordnung 500.000 Tonnen CO2) und nicht so wie vom Bund erwartet, massiv reduziert werden.
Wenn man die A26 jetzt bleiben lässt, dann spart man sich unendlich viel Geld, das zum Beispiel in eine zukunftsfähige und klimaschonende Mobilität gesteckt werden kann, um Österreich den Klimazielen auch im Verkehr etwas näher zu bringen.
Dazu zwei Erkenntnisse. Die aktuellen Abläufe rund um die neuen Radwege auf der Nibelungenbrücke (NIB) haben gezeigt, dass diese Brücke schon bei einem Kfz-Verkehr von 35.000 bis 40.000 Kfz pro Tag an ihrer Leistungsfähigkeitsgrenze angelangt ist. Der ASFINAG schämt sich dabei nicht, in ihren UVP-Unterlagen (2012) von 62.000 Kfz pro Tag zu reden, die bis 2030 über die Brücke fahren werden. Wir sind jetzt 37 % darunter! (siehe beiliegende Grafik!) Was für Leute sind dort am Werk, mit einer derartigen Dreistigkeit Zahlen der Politik zu verkaufen, die es nicht ansatzweise geben kann? Trotzdem wird damit bis heute der Bau gerechtfertigt.
Bitte erklären sie den Linzer:innen, wo diese zusätzlichen 27.000 Kfz pro Tag (!) herkommen werden! Wird hier dann in 10 Jahren ein Appell an die Bewohner:innen des oberen Mühlviertels ergehen, endlich wieder auf das Auto umzusteigen, oder ist es einfach nur das interne Wissen der ASFINAG und Politik? Dass mit der A26 über die Rudolfstraße dann Urfahr von Westen mit Autoverkehr überschwemmt wird, wovon in den letzten 20 Jahren kein einziger Politiker je gesprochen hat, stellt eine bodenlose Frechheit gegenüber den Bewohnern von Linz-Urfahr dar.
Ideen wie die Donautalbrücke auch ohne den Rest der A26 funktionieren kann und effektiver den Verkehr von der NIB abfangen kann, gibt es und diese sind auch anzustreben.
Das ganze Projekt A26 ist mit unwissenschaftlich hohen Steigerungsraten bewilligt und damit jahrzehntelang Stimmung gemacht worden. Diese Verkehrszahlen gibt es nicht, sie können von den Straßen nie aufgenommen werden und der tatsächliche Verkehr ist meilenweit darunter. Darum wäre der Weiterbau der A26, der erst den von der ASFINAG angekündigten Supergau des massiven zusätzlichen Autoverkehrs auslösen würde, ein Irrsinn!
Die folgende Aussage zeigt schon den Wahnsinn, der hier an den Tag gelegt wird:
„Über die A26 von der Urfahrwänd in 5 min statt 40 Min bis zum Hauptbahnhof.“ - A26 Bauleiter
Das ist gleichbedeutend mit: Jeder ist bescheuert, der dann noch die Stadtbahn nutzt.
Der Bund soll hier auf der parallelen Verkehrsachse eine neue Bahnverbindung ins obere Mühlviertel mit Hunderten Millionen Euro unterstützen, die mit der A26 von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Also eine Finanzspritze durch den Bund in Höhe von mind. 1,5 Mrd. Euro, um tausende zusätzliche Autos den roten Teppich bis in die Innenstadt gelegt zu haben.
Der Wohlstand für die Bewohner der Arbeiterstadt Linz darf nicht für die bloße Fantasie des Wirtschaftswachstums durch die A26 zurückgeschraubt
werden.
Das Potential eine Milliarde bei der A26 einzusparen, dabei die Autofahrer in Linz vom Verkehrszuwachs zu schützen und gleichzeitig Mittel für mutige soziale Politik in anderen Ressorts
freizumachen gilt es zu nutzen.
„In entwickelten Ländern sinkt der volkwirtschaftliche Grenznutzen des Straßenausbaus“ - Infrastrukturexperte Markus Hoffmann.
Für dieses lokale Verkehrsproblem muss lediglich die parallel verlaufende Stadtbahn schnell umgesetzt werden. Als sozial verträgliches Verkehrsmittel wird sie den ÖV in Linz deutlich attraktiveren und den Stau reduzieren. Städtische Mobilität bedeutet heute einen besseren ÖV zu finanzieren, der die soziale Teilhabe für alle Bevölkerungsschichten ermöglicht. Mobilität muss funktionieren, ohne von der Profitgier der Autobauer abhängig zu sein.
10 000 + 7 000 Menschen in Linz haben bereits für eine Volksbefragung gegen die Finanzierung der A26 unterschrieben. -> https://volksbefragung-linz.at/
Da eine große Sanierungswelle der Autobahnen auf uns zukommt, sollte der Fokus darauf liegen, diese schnell zu sanieren, statt an maximal unpassenden Stellen neue Straßen zu bauen.
Darüber hinaus kann der weltweite soziale Frieden nur dann gewährt werden, wenn das Klima als globales Problem angegangen wird. Klimaschutz weltweit wird ohne Europa nicht funktionieren und einer der größten Brocken Österreichs bei den Emissionen ist die A26.
Sehr geehrter Herr BM Hanke, geben Sie sich einen Anlauf und lenken Sie (gemeinsam mit Ihrem Parteifreund Prammer) das Verkehrsgeschehen in Linz in die richtige Richtung, um unsere Stadt
und ihr Umfeld lebenswerter zu machen und dem umweltfreundlichen Verkehr endlich zum Durchbruch zu verhelfen!
Für die Initiative Verkehrswende jetzt!
Lenard Zipko und Christian Leckschmidt