Offener Brief an Bgm Prammer vom 9.9.2025

 

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Linz, 9.9.2025   

 

Offener Brief an Bürgermeister Dietmar Prammer

 

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!

 

 

Wir haben ein Schreiben erhalten, wo Sie uns vorwerfen, im Zusammenhang mit der A26 mit alten und falschen Zahlen zu argumentieren. Das wollen wir nicht auf uns sitzen lassen!

 

Wir haben in unseren Aufstellungen und Erhebungen natürlich die aktuellen Zahlen der UVP verwendet, die die Basis der Bewilligung dieses Monsterprojektes sind. Da braucht es nicht viel Fachverstand, aber doch einen großen Aufwand, dass man sich die Zahlen anschaut und vergleicht, um draufzukommen, dass für dieses Projekt eine massive Verkehrszunahme im Linzer Zentrum prognostiziert wird.

 

Mit der Zusammenstellung “Entlastungslüge“ haben wir nichts anderes gemacht als in den Belastungsplänen aus den UVP-Unterlagen 2012 in der jeweiligen Straße den Verkehr im Bestand 2010 (P100) und nach der Inbetriebnahme des gesamten Projekts (Planfall P112) zu vergleichen. Und das ergibt für die Linzer Innenstadt eine mittlere Verkehrszunahme über alle Straßen von 30 %. Nicht umsonst wurden diese Pläne als Belastungspläne und nicht Entlastungspläne bezeichnet.

 

Das, was die Politik seit 25 Jahren macht - einzelne Querschnitte herauszupicken und da eine Abnahme herauszulesen oder z.B. den Verkehr, der unter der Waldeggstraße fährt, nicht zu berücksichtigen und von enormer Abnahme zu reden, nur weil der Verkehr 5 m tiefer fährt, während in Summe massiv mehr Verkehr hier unterwegs sein wird, weil man den unterirdischen Verkehr nicht zählt - ist ein Bluff. Es ist ihre Aufgabe, im Sinne der Lebensqualität in dieser Stadt und des Klimaschutzes Autoverkehr zu reduzieren und nicht mit Megaufwand ihn nur teilweise zu verstecken, damit er wo anders wieder die Stadt flächendeckend überschwemmt.

 

Wie können Sie behaupten, dass die Ausarbeitung der Initiative Verkehrswende Jetzt sämtlichen Untersuchungen und Prognosen widerspricht? Wir verlangen von Ihnen, dass Sie diese Behauptung öffentlich zurücknehmen bzw. Beweise vorlegen, dass

unsere Zahlen sämtlichen Untersuchungen und Prognosen widersprechen - und damit auch den Prognosen, die die Basis der Bewilligung der A26 sind.

 

Und es ist nicht nur eine Unterstellung, dass wir falsche Zahlen verbreiten. Sie und die anderen Politiker bauen ihre Argumentation auf einem Trick auf, indem die Prognosen seitens der ASFINAG mit unzulässig hohen Steigerungsraten angesetzt wurden, wo es dann ein Leichtes ist, wenn nachher der Verkehr deutlich unter diesen Werten bleibt.

 

Die Prognosen sind durchwegs viel zu hohe Phantasiezahlen, die von den betroffenen Straßen gar nicht aufgenommen hätten werden können. Und die ASFINAG hat mit der Annahme des Nullplanfalls (d.h. jener Verkehr, der sein wird, wenn man den Westring nicht baut) eine nie mögliche Verkehrsmenge über Linz verteilen wollen. Es hat sich aber jetzt in der Verkehrsentwicklung der letzten 15 Jahre gezeigt, dass die prognostizierten Verkehrszunahmen nie und nimmer eingetreten, sondern massiv darunter geblieben sind und es in einigen Straßen sogar einen Rückgang gegeben hat (z.B. B127 von 2020 bis 2024, bis die Donautalbrücke wieder massiv neuen Verkehr erzeugt hat).

 

Wir haben fünf maßgebende Straßenbereiche herausgenommen, wo die aktuellen Verkehrszahlen verfügbar sind, und es zeigt sich, dass die aktuellen Verkehrszahlen im Mittel rund 40 % unter (!) jenen der Prognosen liegen und damit in der gleichen Größenordnung, wie der Westring die prognostizierten Verkehrsmenge angeblich reduzieren sollte (sh. beiliegend).

Deshalb ist es nicht mehr notwendig, eine derartige Geldvernichtung zu betreiben, zusätzlich ein Klimaverbrechen ersten Ranges zu begehen und v.a. mit diesem Verkehrsmonster Zigtausende zusätzliche Autos in die Stadt zu locken, so wie es die Asfinag tausendfach im Projekt belegt und angekündigt hat.

 

Während wir also Fakten und Zahlen der Bewilligung vergleichen, vermitteln Sie und die restliche Politik Phantasiezahlen, die nicht stimmen bzw. von Anfang an unzulässig hoch waren. Diese von der Politik gewünschten prozentuellen Abnahmen kann es nicht geben. Das haben die letzten 15 Jahre gezeigt. Sehr wohl kann und wird es aber eine Verkehrsexplosion durch die A26 geben, und das hat die Eröffnung der Donautalbrücke in dramatischer Weise gezeigt. (+20 % auf der B127 im Juli im Vergleich zum Vorjahr). Wie viel mehr Alarmglocken müssen da noch läuten?

 

Sie und die restliche Politik sind nicht bereit, die Zahlen, die in den UVP-Unterlagen stehen, als Fakten für die Bewilligung anzuerkennen, mit denen Sie leben müssen. Sie können diese Zahlen ja korrigieren, aber dann bitte offiziell, durch einen Neustart mit diesem Projekt. Wir werden jedenfalls nie akzeptieren, dass Sie und die restliche Politik der Bevölkerung das Gegenteil von dem verkaufen, was in den UVP-Unterlagen und damit in der Bewilligung enthalten ist. Und damit Plus und Minus vertauschen und ein von Anfang an entbehrliches Projekt hauptsächlich auf Lügen aufbauen.

 

Uns ist bewusst, dass Sie nicht der Urheber dieser Verkehrsmisere sind, sondern das Uralt-Projekt als unliebsamer Rucksack von mehreren Vorgängern auf den jeweils nächsten Bürgermeister weitergegeben wurde. Bei Ihrem Amtsantritt haben wir uns große Hoffnungen gemacht, dass nun jemand die politische Bühne von Linz betritt, der Verantwortung für die Umwelt und Weitblick hinsichtlich der herausfordernden Aufgaben beweist. Ihr Nein zur IT-Uni auf der grünen Wiese war mutig und richtig. Umso mehr hoffen wir auch auf ein Umdenken bezüglich des Weiterbaus der A26 und würden uns sehr über ein persönliches Gespräch freuen, bei dem wir Ihnen unsere Sichtweise und mögliche Alternativen zur scheinbar unausweichlichen Fertigstellung der A26 näherbringen können.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Initiative Verkehrswende jetzt!

 

 

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Verkehr deutlich niedriger als prognostiziert!
Verkehr A26 Linz - Prognosen und tatsäch
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Offener Brief an Bürgermeister Prammer zu A26
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